Mein Trip/Kapitel 2

From All The Fallen Stories
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Kapitel 2




Ich krieg die Krise! Verfickte 1300 Kilometer! Verfickte 14 Stunden im Auto mit einem neun- und einem efljährigen! Ich muss mal. Ich hab Durst. Ich hab Hunger. Ich will nicht schlafen. Mein Akku ist leer. Wie weit ist es noch? Das war das erste Mal, dass wir so eine Reise mit dem Auto unternommen haben. Und wenn es nach mir geht, auch das letzte Mal. Als wir nach besagten 14 Stunden den Ortseingang von Dajla passierten, einem beschaulichen Städtchen im Norden von Istrien, war ich fix und fertig! Da unser Haus ein Stück außerhalb der Stadt lag, zuckelten wir gemütlich durch die schöne kleine Stadt mit seinen weiß gekalkten Häuschen und ließen die Idylle auf uns wirken. Einige Minuten später konnten wir zu unserer rechten die tiefblaue Adria sehen und ich freute mich schon auf einen beherzten Sprung in das kühle Nass und die erste Nummer mit meiner Frau des Nachts am Strand.


Als das Navi seinen finalen Spruch, Sie haben das Ziel erreicht, zum besten gab, rollte ich langsam auf den gekiesten Hof, stellte den Motor ab und machte drei Kreuze das Ziel endlich ohne menschliche Verluste erreicht zu haben. Während Lenny und Lucas schon die Türen aufgerissen hatten und ein Schwall heißer Luft ins Auto strömte, ließ ich die weiße Fassade und das viele dunkle Holz unserer Urlaubsresidenz auf mich wirken.
“Geschafft”, war das erste was ich erleichtert von mir gab.
“Du oder die Fahrt?”, fragte mich Martina vom Beifahrersitz.
“Beides”, antwortete ich ihr, “ich werde zu alt für so einen Scheiß”.
“Solange es nur das ist”, sagte sie leise und grinste mich dabei an.
Wir stiegen aus und die trockene, heiße und staubige Luft empfing uns.
“Na komm”, sagte sie, “lass uns die Schlüssel holen und auspacken”.
Ich nickte nur, rief die Kinder und folgte Martinas wippenden Hintern.


Eine gute Stunde später, die Besitzerin hatte uns am und im Haus alles nötige gezeigt, lud ich gerade den letzten Koffer aus als ich hinter mir ein Auto die Auffahrt hochkommen hörte. Ich schaute dem weißen Kombi entgegen und erkannte das Würzburger Kennzeichen. Der Detektiv in mir schloß somit auf unsere Mitbewohner welche mich grinsend und sonnenbebrillt aus dem Auto heraus angrinsten. Ich stellte den Koffer auf den staubigen Kies, stemmte die Hände in die Hüften und harrte der Dinge die da kommen würden. Als der Wagen wenige Sekunden später abgestellt wurde, stiegen Fahrer und Beifahrerin auch schon aus während die hinteren Türen noch geschlossen blieben.
Der dunkelhaarige rüstige Vater kam direkt mit ausgestreckter Hand auf mich zu, seine Frau folgte ihm.


“Grüß Gott”, hallte es mir entgegen, “ich bin der Alex”.
“Ralf”, sagte ich schlicht und freundlich und schüttelte seine Hand.
“Hallo, ich bin die Britta”, ließ die kleingewachsene, ehemals blonde Frau von sich hören.
“Ralf, freut mich” sagte ich ebenfalls zu ihr, schüttelte ihre kleine Hand und musterte sie unauffällig. Hübsch war sie, oder zumindest mal gewesen. Man sah ihr das Alter bereits deutlich an aber ganz offensichtlich machte sie auch keinen Hehl daraus. Das beruhigte mich gleich doppelt. Zum einen wäre sie keine Versuchung für mich und zum anderen schätzte ich Menschen, die zu sich und ihrem Äußeren stehen und nicht krampfhaft versuchten jemand anderes zu sein.
Während wir einen kurzen Smalltalk über die Fahrt führten, öffneten sich auch schon die hinteren Türen des Wagens und die kleine 12-jährige kam als erstes ans Licht. Sie sah mich etwas schüchtern an und schmiegte sich direkt an ihre Mama als sie zu uns gestoßen war. Die Ähnlichkeit ließ sich nicht von der Hand weisen, hübsch war sie, und unverkennbar weiblich. Zwar fehlte es noch an den richtigen Stellen um als richtige Frau durch zu gehen aber die Veranlagung war definitiv vorhanden.
Ihre blonden Haare fielen in seichten Wellen auf die Schultern und sie sah mich mit ihren großen dunklen Augen an. Sie reichte ihrer Mutter schon über die Schultern was den Eindruck einer jungen Frau etwas verstärkte.Das blumige Kleid welches sich an den schlanken Körper schmiegte und die rosa Sandalen sprachen aber wiederum die Sprache eines Kindes.


“Das ist die Ida, unsere Jüngste”, sagte Britta lächelnd und schaute ihre Tochter dabei an.
“Hallo Ida”, sagte ich während ich mich zu ihr beugte, “ich bin der Ralf. Der Papa von Lenny und Lucas. Die beiden sind irgendwo hinten und machen bestimmt irgendeinen Blödsinn, oder streiten mal wieder”.
Als ich mich wieder erhob und den Blick zum Auto schweifen ließ um die andere Tochter sehen zu können, verschlug es mir kurz die Sprache, und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Aus dem Wagen schälte sich ein Mädchen ganz in schwarz gekleidet und mit lila (!) Haaren. Die schwarze Jeans war so eng, das sie auch hätte aufgemalt sein können. Der Oberkörper wurde eher schlecht als recht von einem bauchfreien schwarzen Tank-Top verhüllt dessen linke Seite irgendwo neben der Schulter hing und den Blick auf einen ebenfalls schwarzen Träger ihres BH´s freigab. Die Haut darunter war weiß, fast wie Porzellan und stand in einem harten Kontrast zu ihrer Kleidung. Um die Augen war sie ebenfalls stark schwarz geschminkt so das es fast den Anschein hatte, sie wäre als Verliererin aus einer Schlägerei hervor gegangen. Man konnte unmöglich sagen, ob sich darunter ein hübsches Gesicht verbarg oder nicht. In den Ohren steckten natürlich die obligatorischen Kopfhörer dessen Kabel zu dem Handy in ihrer Hand führten. Mit dem Kaugummi schnalzend kam sie auf uns zu und ich hatte fast den Eindruck, als wenn sie von oben auf uns herab sehen würde. Ihr kleiner Busen wippte bei jedem Schritt den sie machte und als sie mit ihrem schlanken und durchaus knackigen Körper neben dem Papa zum stehen kam, beäugte sie mich gelangweilt. Was für eine Göre, dachte ich mir und stieß ein kurzes stummes Gebet in Richtung Himmel, dass meine Jungs nicht auch mal so werden würden.


Ich setzte eine freundliche Miene auf, reichte ihr die Hand und sagte: “Hallo, ich bin Ralf”.
“Lena”, war das einzige was die offensichtlich schlecht gelaunte 14-jährige in einem neutralen Tonfall rausbrachte.
Oh Mann, dachte ich mir, du gehörst auch mal so richtig in alle Löcher durchgenudelt. Vielleicht legst du dann deine komische Art auch mal beiseite.
Als ich wieder zu Alex sah, bemerkte ich noch sein Augenrollen. Anscheinend war er mit der Art und Weise seiner Tochter ebenfalls nicht ganz so einverstanden. Britta lächelte nur selig und nichtssagend. Betretenes Schweigen machte sich breit, durchsetzt von Lenas Kaugummigeschmatze und ehe es zu unangenehm wurde, sagte ich schließlich:
“Na kommt, ich stelle euch mal den Rest meiner Bande vor und zeige euch das Haus”.