Mein Trip/Kapitel 18
An diesem Morgen wachte ich nicht in aller Frühe auf und trank einen Kaffee alleine auf der Terrasse. Nein, ich wachte später auf und schaute in das grinsende Gesicht von Lucas. Er sagte nur:
“Ich war´s nicht”.
“Was denn?”, fragte ich schlaftrunken.
“Riechst du gleich”, sagte er nur, sprang auf und verschwand schnell aus dem Zimmer. Im gleichen Augenblick wusste ich was er gemeint hatte und verzog angewidert das Gesicht. Verdammt! Wer bringt diesem Kind nur so einen Scheiß bei?
Etwas schneller als sonst stieg ich aus dem Bett und ging in die Küche. Martina war auch schon wach was mich aufgrund der doch noch frühen Stunde etwas wunderte.
“Na Langschläfer? Warum bist du jetzt erst wach?”, fragte sie mich während sie an der Kaffeemaschine hantierte.
“Lennys Bett geht gar nicht. Erst habe ich mich nur herumgewälzt und dann …”, ich machte eine kurze Pause, suchte nach den richtigen Worten, “... dann bin ich erst spät eingeschlafen”.
“Wir haben gut geschlafen”, flötete meine Frau, “Lenny geht es auch wieder wunderbar”.
“Warum bist du denn schon wach?”, fragte ich sie während ich gierig auf die schwarze Flüssigkeit schaute, die sich viel zu langsam ihren Weg in die gläserne Kanne suchte.
“Schon vergessen? Wir wollten heute doch auf diese Insel. Wie heißt die noch, ich kann mir das nicht merken”.
“Brijuni”, sagte ich beiläufig und erinnerte mich dann auch wieder an das heutige Vorhaben. Genau genommen war Brijuni der Name des Nationalparks, zu dem dieser Teil gehörte und bestand insgesamt aus 14 Inseln. Die größte und vermeintlich schönste war Veliki Brijun und diese war auch unser heutiges Ziel. Die Strände dort sollten noch schöner sein als auf dem Festland und außerdem gab es dort, neben einigen anderen Sehenswürdigkeiten, auch noch eine Art Wildlife-Park. Und da die Fähre nur ein paar Mal am Tag diese Insel ansteuerte, wäre sie auch nicht so mit Touristen überlaufen. Letzteres käme mir sehr gelegen, ich mochte große Menschenmassen nicht besonders. Insbesondere nicht im Urlaub, wenn ich ein wenig Ruhe haben wollte. Naja, das mit der Ruhe war mir bisher auch noch nicht wirklich gut gelungen aber irgendwann muss man ja damit anfangen.
Zwei Stunden später saßen alle Frauen und Mannen auf dem Oberdeck des großen weißen Schiffes, welches gerade auf halbem Weg zu der besagten Insel war. Die Sonne hatte ihren Zenit noch nicht erreicht und brannte jetzt schon vom Himmel. Aber durch eine kühle Brise war es ganz gut auszuhalten. Dank meiner dunklen Sonnenbrille konnte ich meinen Blick immer mal wieder unbemerkt zwischen der sich nähernden Insel und Lena schwanken lassen. Seltsamerweise machte sie heute einen ziemlich nervösen Eindruck. Ob es vielleicht von der leicht schaukelliegen Schifffahrt kam, konnte ich nicht sagen. Als ich ihr durch die Sonnenbrille aber mit einer Andeutung eines Lächelns zu verstehen gab, dass unsere Blicke sich trafen, machte sie mit den Händen eine unauffällige Geste. Das aneinander klopfen von Daumen und Zeigefinger sagte mir, dass sie über irgendetwas reden wollte. Und da sie es nicht in der Gegenwart der anderen zur Sprache brachte, vermutete ich, dass es mit der letzten Nacht zusammenhängt. Ich grübelte und dachte dann an Ida. Vielleicht hatte sie doch nicht so fest geschlafen und uns beobachtet. Auch wenn sie, so wie ich ja schon wusste, mit ihrem Mundwerk ganz geschickt umgehen konnte, würde sie es in diesem Fall geschlossen halten müssen. Koste was es wolle! Was auch immer dieser Redebedarf sein sollte, es musste warten. Komischerweise war ich nicht besonders nervös deswegen. Falls Ida wirklich etwas gesehen haben sollte, dann konnte sie es sehr gut verbergen. Es hatte an diesem Tag noch kein Getuschel mit Lena gegeben und auch keine besonderen Blicke, weder zu mir noch zu ihr. Geduld war eine Tugend die ich aber ausnahmsweise mal beherrschte, es würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben. Und da es von keiner Seite auch nur das geringste Anzeichen gab, dass wir irgend jemandes Aufmerksamkeit erregt hätten, erleichterte es mir das Warten darauf.
Auf der Insel angekommen, musste erstmal eruiert werden, wer was tun wollte. Meine Kinder und Frau wollten in diesen Tierpark. Alex wollte gerne so eine Villa und ein paar Ruinen besichtigen und fotografieren. Britta und Ida wollten ebenfalls zu den Tieren. Lena hatte gar keine Meinung und ich sehnte mich eigentlich nur nach einem kalten Bier und einem gemütlichen Platz am Strand. Martina kannte meine Abneigung gegen Menschenaufläufe und auch Tierparks, also schlug sie vor das ich mit Alex zu der Villa und den Ruinen gehen könnte. Und Lena, Lena entschied sich dann wohl für das für sie kleinste Übel und begleitete Alex und mich. Neben ihrer Nervosität konnte ich ihr ansehen, dass sie wie ich, lieber ein Schläfchen im Schatten halten würde. Später wollten wir dann alle am Strand zusammenkommen, den Tag am und im Meer, beim Essen und schließlich mit der Rückfahrt am Abend ausklingen lassen. Gesagt, getan. An dieser Stelle trennten sich unsere Wege dann fürs erste und wir schlenderten in unterschiedliche Richtungen.
Wie sich herausstellte, war Alex ein geduldiger Betrachter und Fotograf. An dieser Stelle gingen seine Interessen mit denen seiner Familie weit auseinander. Während ich zu Beginn unserer Exkursion noch Interesse heuchelte, so schlug das ganze ziemlich schnell in eine unbändiges Verlangen nach einer Bank im Schatten um. Und so kam es dann auch, das Lena und ich endlich alleine waren und sie endlich ihrem Begehren freien Lauf lassen konnte.
“Wir haben nicht verhütet!”, flüsterte sie mir eindringlich zu und kam somit direkt zur Sache. ich grinste in mich hinein und dachte mir, ich treibe es noch ein bisschen auf die Spitze, ehe ich ihr die Wahrheit sage. Immerhin war Ida jetzt außen vor und ich deswegen doch erleichtert. Ich sagte also:
“Du nimmst nicht die Pille?”. Ich spielte ihr dabei eine leichte Besorgnis vor.
“Nein!”.
“Aber du hattest doch schon …”.
“Ja! Aber wir haben ein Kondom benutzt”.
“Aber …”.
“Nichts aber! Irgendwie ist es zwischendrin kaputt gegangen. Er wollte es wieder zurechtrücken, dann ist es gerissen und dann war er so aufgeregt, dass ich das ganze Zeug … sein Zeug ... auf meinem Shirt hatte!”.
Ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen als ich mir das ganze bildlich vorstellte. Um sicher zu gehen, dass wir immer noch außer Reichweite von neugierigen Ohren waren, sah ich mich kurz um.
“Was ist denn daran so lustig?”, fragte mich Lena zornig.
“Sorry, aber diese Geschichte ist lustig”, antwortete ich ihr und grinste dabei.
“Aber letzte Nacht … du bist doch in mir … gekommen. Fändest du es immer noch lustig, wenn ich schwanger werde?”. Ihre Augen quollen ihr bei der letzten Frage fast aus dem Gesicht und ihre Hautfarbe glich der einer reifen Tomate.
Ich fand es auch zusätzlich noch amüsant, dass sie, nachdem was jetzt schon alles passiert war, anscheinend immer noch ein Problem damit hatte gewisse Dinge beim Namen zu nennen. Aber ich wollte sie jetzt mal erlösen.
“Lena hör mir zu. Selbst wenn ich wollte, ich kann keine Kinder mehr zeugen”.
Und dieser ihrer Gesichtsausdruck brannte sich genauso in mein Gedächtnis ein, wie manche Szenen der letzten Nacht.
“Wa … Wie …?”, stammelte sie nur.
“Kurz nachdem Lenny geboren wurde, habe ich eine Vasektomie machen lassen”.
“Eine was?”.
“Das ist ein kurzer, nicht ganz angenehmer Eingriff. Da werden die Samenleiter durchtrennt. Ich kann gar keine Kinder mehr machen. Glaub mir, ich hätte wesentlich mehr wie meine beiden Scheißer, wenn ich das damals nicht hätte machen lassen”.
“Aber …”, stotterte sie ungläubig weiter, “im Meer … als ich … was hatte ich dann im Mund?”.
“Es kommt schon noch was raus, aber es enthält keine Spermien mehr. Nennen wir es einfach mal wie schießen mit Platzpatronen”.
“Du … du kannst also gar keine Kinder mehr kriegen … machen?”.
“Nicht ein einziges”.
Lena schaute ungläubig in Richtung ihres Vaters, welcher sich ein guten Stück entfernt dem Turm einer alten Kirche widmete. Dann rutschte sie mit einem äußerst erleichterten Gesichtsausdruck eine Etage tiefer auf der Bank und schloß die Augen.
Ihre ohnehin schon kurze Hose und das bauchfreie Oberteil rutschten dabei nach oben und gaben den Blick auf noch mehr ihrer sanft gebräunten, makellosen Haut frei. Ein langer Seufzer kam ihr über die Lippen und ich konnte weiterhin nur grinsen und leise lachen.
“Du solltest dich gerade mal sehen”, sagte ich zu ihr gewandt.
“Das konnte ich ja nicht wissen … ich hatte den Schock meines Lebens, heute Nacht, als ich im Bett lag und es mir schlagartig einfiel. Ich konnte kaum schlafen”.
“Na, für wie verantwortungslos hälst du mich denn? Außerdem, nicht jeder Schuß bedeutet gleich auch einen Treffer”.
“Das weiß ich. Aber trotzdem, das Risiko ist schon groß”.
“Das stimmt, aber alles was wir hier tun … getan haben … war extrem risikoreich”.
Lena sah mich darauf nur mit einem angedeuteten Lächeln von der Seite an.
“Was ist mit dir?”, fragte ich, “warum hast du nicht daran gedacht? Warum nimmst du nicht die Pille?”.
“Mama sagte, ich solle noch nicht Mal an Sex denken, ich wäre noch viel zu jung für sowas”.
“Tja, dass sie damit nicht ganz richtig lag, hat sich ja nicht erst jetzt gezeigt”.
“Das kann ich ihr aber schlecht so sagen. Und ich hab dir ja auch schon erzählt, dass Mama und Papa dieses Thema sofort blocken. Bei Ida verstehe ich das ja noch ... auch wenn wir ... du weißt schon”, sagte sie und sah mich dabei erneut von der Seite an, “aber ich bin schon 14. Wie lange sollte ich denn mit sowas warten?”.
“Naja, du bist für sie wahrscheinlich immer noch ihr kleines Mädchen. Irgendwie verstehe ich sie schon, aber irgendwie ist es auch … verantwortungslos”.
“Schon komisch”, begann Lena vom neuen, “dass ich mit dir so ohne weiteres darüber reden kann, und mit meinen Eltern nicht”.
“Ich bin da eben etwas anders gestrickt”.
“Ist es bei deiner Frau auch so?”.
“Was meinst du?”.
“Geht sie auch so locker damit um, wie du?”.
Ich wusste in diesem Augenblick nicht so genau ob ich die Richtung gut fand, in welche Lena das Gespräch zu lenken versuchte. Also beschloss ich so diplomatisch wie möglich zu sein.
“Sagen wir es mal so”, begann auch daraufhin, “wir gehen beide recht offen damit um. Jedoch haben wir unterschiedliche Ansichten über … ja … über das wie oft und mit wem”.
“Du hast es also schon öfter getan? Also … mit anderen Frauen geschlafen?”.
“Das ist schon mal vorgekommen, ja”, antwortete ich und versuchte dabei so neutral wie möglich zu klingen. Wenn Lena wüsste wie viele es schon waren, ich könnte das selber gar nicht mit Sicherheit sagen, dann würde sie wohl vom Glauben abfallen.
“Und du hattest noch nie schlechtes Gewissen?”.
“Nein, überhaupt nicht. Ich sagte dir heute Nacht ja schon, es ist nur Sex. Es macht Spaß, dass weißt du ja. Zumindest sollte es so sein. Und ich könnte mir keine andere Frau an meiner Seite vorstellen, als Martina”.
“Weiß sie es?”.
“Wenn sie es tut, dann sagt sie nichts”.
“Und warum tust du es?”.
“Weil … weil ich hübschen Frauen nur ganz schlecht widerstehen kann. Und weil es komischerweise fast immer funktioniert … also, wenn ich es darauf anlege”.
Ob diese Aussage jetzt so klug war, das wusste ich nicht. Lena könnte sich das zu nutzen machen, wenn sie wirklich wollte und es richtig verstanden hatte. Sie schwieg jetzt und sah in die Richtung, wo ihr Vater mit seiner Kamera zugange war. Nachdenklich spielte sie sich mit den Fingern an ihrem Hosenbein. Ich setzte meine Sonnenbrille wieder auf, lehnte mich zurück und hoffte, dass dieses Thema jetzt beendet war. Lena sollte sich mich bei solchen Dingen nicht als Vorbild nehmen. Wenn Frauen so ein Verhalten wie ich an den Tag legen, dann hätte man eine eindeutige Bezeichnung dafür. Eine wenig schmeichelhafte. Komischerweise war es umgekehrt nicht so, im Gegenteil. Wenn mein Sexleben publik werden würde, dann würden mich sehr viele Männer darum beneiden. Mehr noch, sie würden mich beglückwünschen. Mit Sicherheit nicht alle, aber sehr viele. Lenas Vater würde aber zu den ersteren gehören, garantiert.
“Hm”, machte Lena und riss mich damit aus meinen Gedanken.
“Hm?”.
“Also, ich verstehe dann nicht, wieso du mir nicht noch mehr zeigen kannst”.
Jetzt war ihre Verlegenheit etwas zurück gekehrt. Ihr Blick hing unten an ihren den Händen, welche immer noch mit den Hosenbeinen spielten. Ich seufzte bevor ich antworten konnte.
“Ich dachte, das hätten wir geklärt?”.
“Ja … schon … aber, es ist doch nichts passiert. Also nichts schlimmes, du weißt schon”.
“Ach, du meinst außer dass uns deine Schwester schon zweimal gesehen hat? Stimmt, bis auf das ist nichts passiert”, antwortete ich ihr sarkastisch. Was dann mit Ida und mir passiert war, das wusste Lena nicht. Und dabei sollte es auch bleiben.
Jedoch würde es meiner Aussage etwas mehr Kraft verleihen, wenn ich es ihr erzählen würde. Diesen Joker sollte ich aber trotzdem nicht ausspielen.
“Komischerweise hat sie mich gar nicht mehr darauf angesprochen”.
“Sie lauert wahrscheinlich nur auf eine Gelegenheit. Wir hatten echt Glück letzte Nacht, dass weder sie noch jemand anderes uns gesehen … oder gehört hat”.
“Es muss doch aber nicht bei uns am Haus sein, oder in der Nacht”.
“Klar, am besten wir fallen gleich hier übereinander her”.
“Wir sagen Papa einfach, dass wir schon mal zum Strand vorgehen, ein Eis essen oder so. Und hier gibt es viele Plätze und wenig Menschen”.
“Lena pass auf. Ja, ich habe mich dazu hinreissen lassen. Und ja, es hat mir auch Spaß gemacht. Aber, bitte bitte, wir sollten das wirklich sein lassen jetzt. Was versprichst du dir denn davon?”.
Lena ignorierte mich. Resolut schaute sie zu ihrem Vater und rief ihm entgegen:
“Papa, Ralf und ich haben keine Lust mehr hier, außerdem ist es heiß. Darf ich mit ihm schon mal zum Strand vorgehen? Ein Eis essen?”.