Sarah 2 - Im Schwimmbad/Kapitel 2
Die Tasche wurde im Kofferraum verstaut und nach ein paar Begrüßungsfloskeln rollten wir auch schon wieder. Die nächste halbe Stunde plauderten wir zwanglos miteinander. Ich hielt mich etwas zurück, da die Strecke eigentlich ganz schön war, aber durch die vielen Serpentinen und Bergauf- und Abfahrten etwas Vorsicht verlangte. Ich hatte mich schon oft gefragt, warum so ein cooles Schwimmbad hier am Arsch der Welt gebaut wurde, wo noch nicht mal eine Autobahn in der Nähe war. Einmal trafen sich Sarahs und mein Blick als ich in den Rückspiegel blickte. Wir schauten uns eine ewig dauernde Sekunde an, bevor ich meine Augen wieder auf die Straße richtete. Innerlich musste ich lächeln, und ihr ging es mit Sicherheit nicht anders. Ansonsten verlief die Fahrt ruhig und ohne besondere Vorkommnisse.
Nachdem wir den stattlichen Eintrittspreis für ein Familientagesticket berappt hatten, teilten wir uns auf drei Umkleidekabinen auf. Tanja mit Elias, ich mit Lenny und Sarah eine für sich. Lenny konnte sich mit seinen sechs Jahren zwar auch schon allein umziehen, aber er trödelte immer gerne. Und man bezahlt schließlich nicht so viel Eintritt, um die Zeit dann in der Umkleide verbringen zu müssen.
Fast zeitgleich waren wir fünf dann fertig umgezogen. Wir verstauten unsere Sachen in den Spinden, gingen kurz duschen und dann in den Badebereich. Wie ich nicht anders erwartet hatte, sah Sarah richtig gut aus. Sie trug einen schicken bunten Bikini, welcher ihre Wahnsinnsfigur an den richtigen Stellen betonte. Ich musste mich richtig dazu zwingen, sie nicht mit den Augen auszuziehen, obwohl ich ja wusste, wie es da drunter aussieht. Aber egal, was ich tat, ich durfte nicht zulassen, dass Tanja in irgendeiner Weise Verdacht schöpft. Klar, sie wusste, dass Sarah bei uns geschlafen hatte und sie kannte auch die Umstände, unter denen das geschehen ist. Ich hatte ihr natürlich alles erzählt. Nur die markanten Stellen hatte ich verständlicherweise ausgelassen. Und am Samstag hat Tanja bei Oma das Thema bestimmt auch noch mal angesprochen. Da ich bei ihr aber keine Reaktion oder sonst etwas gemerkt hatte als sie wieder zu Hause war, nahm ich an, dass Sarah ihre Rolle als Unschuldslamm gut gespielt hat. Falls sich heute die Gelegenheit ergeben sollte und wir unter uns sind, könnte ich sie ja darauf ansprechen. Mal sehen …
Wir suchten uns einen netten Platz bei den großen Fenstern in der Nähe der Sprungtürme. Hier würden sich meine Wasserratten vermutlich am längsten aufhalten und wir hatten sie halbwegs im Blick. Der Vormittag verging und wir hatten alle eine Menge Spaß miteinander. Das Bad war gut besucht, aber noch weit von Voll entfernt. So musste man wenigstens nicht so lange bei den Rutschen anstehen. Eine Vier-Augen-Gelegenheit ergab sich allerdings bisher nicht.
Irgendwann nach Mittag dachte ich, ich könnte mir mal eine schöne Tasse Kaffee gönnen. Die Jungs hatten ein paar Freunde gefunden und machten einen Arschbombenwettbewerb. Tanja war in ihr Handy vertieft; bei der Kur gab es kein WLAN und nur eine schlechte Internetverbindung sodass sie immer noch verzweifelt versuchte, sich auf den neusten Stand bei Facebook und Co. zu bringen. Sarah kam gerade aus dem Wasser. Wie in Zeitlupe stieg sie die Leiter empor. Sie blieb kurz stehen und wrang sich die Haare aus. Ihre straffe jugendliche Haut war übersät mit kleinen glitzernden Tropfen. Sie sah aus wie eine Wassernymphe aus der griechischen Mythologie. Als sie merkte, wie ich sie anstarrte, fing sie an zu lächeln und kam herüber, um sich abzutrocknen.
„So Mädels, ich gehe mal einen Kaffee trinken. Soll ich euch etwas mitbringen?“, fragte ich in die Runde. Tanja winkte nur ab und Sarah sagte:
„Ich komme mit, ich möchte mal schauen, was die so haben“.
„Ich muss aber erst an den Spind und Geld holen“, sagte ich.
„Ich auch“.
„Bis gleich Schatz“, sagte ich in Richtung Tanja worauf ich aber keine Reaktion bekam. Mit verzweifelter Miene war sie noch immer mit ihrem Handy beschäftigt. Schon lustig, was so drei Wochen Internetentzug bewirken können. Die Jungs sahen nicht so aus, als wenn sie die nächste Zeit etwas anderes als zu Springen tun würden. Sarah und ich wandten uns ab und gingen in Richtung Umkleiden.
„Und, wie geht es dir?“, fragte ich sie als wir außer Hörweite waren.
„Ganz gut“, erwiderte sie, „und dir?“.
„Mhm, läuft“, sagte ich nur, „meinst du, deine Eltern oder sonst jemand könnte etwas bemerkt haben? So im Nachhinein meine ich?“. Ich beschloss direkt in die Vollen zu gehen, Sarah würde schon wissen, was ich meine.
„Nein, alle verhalten sich wie immer. Genau wie ich. Denkst du auch so oft an …. Den Sturm?“, fragte sie mit einem Grinsen.
„Ja, manchmal schon“, antwortete ich wahrheitsgemäß, „du auch?“.
„Ja, ständig. Es war wirklich schön. Ich habe mich noch gar nicht bedankt“.
„Bedankt wofür?“.
„Dass du so zärtlich und vorsichtig gewesen bist, und nichts gemacht hast, was ich vielleicht nicht gewollt oder mir weh getan hätte“.